künstler*innen 2025
Donnerstag, 13.3.25, 20.30 K18a
Violeta García
Cello
Erweiterte Spieltechniken gehören in der experimentellen Musik längst zum Standard-Repertoire. Das riesige Spektrum an Klängen und Stimmungen, das Violeta García aus ihrem Cello hervorlockt, vermag dennoch zu verblüffen. Von feinen und tänzerischen Obertönen über rhythmisches Pizzicato und expressive Drones bis hin zu verzerrten und brachialen Noise-Wänden scheint die argentinische Musikerin weder ihre Hände noch ihr Instrument zu schonen. Ihre explosiven und hochenergetischen Auftritte erinnern zuweilen an extreme Musikstile wie Grindcore oder Death Metal. Gleichzeitig gelingt es der mittlerweile in Bern lebenden Cellistin, Komponistin und Kuratorin, auch leisere und feinere Töne in Szene zu setzen. Beim Taktlos wird sie ihr neuestes Soloprogramm «FOBIA» präsentieren, in dem sie versucht, Ängste in improvisierten Miniaturen zu bannen.
Donnerstag, 13.3.25, 22.00 K18a
Camilla Sparksss
Turntables/Mellotron/Voice
Mit der Band Peter Kernel spielt die schweizerisch-kanadische Musikerin und Filmemacherin schon länger Post-Punk auf höchstem Niveau. Als Camilla Sparksss verbindet sie Cold-Wave mit Elementen aus Fluxus und Pop-Art. Ihr neuestes Album Lullabys dreht sich ganz um das Mellotron. Dieses legendäre Tasteninstrument spielt Aufnahmen von Flöten, Trompeten, Violinen und weiteren Instrumenten vom Tonband ab. Als analoge Urform des Samplings entsteht ein melancholischer und traumartiger Sound, den Camilla Sparksss mit assoziativen Songtexten zu leicht unheimlichen Szenerien verdichtet. Passend dazu ist die Schallplatte mit Bildern bedruckt und wird mit einer aufsetzbaren Spiegelvorrichtung beim Abspielen zum sich drehenden Phenakistiskop. Wundersam poetisch, funkelnd und düster zugleich.
Freitag, 14.3.25, 20.30 Kunstraum Walcheturm
olivia block
Piano/Organ/Voice/Field Recordings/Electronics
Mit einer beeindruckenden Anzahl an Projekten und Alben ist die in Chicago lebende Medienkünstlerin und Komponistin Olivia Block seit fast 30 Jahren in der experimentellen Musik aktiv. Sie spielt Konzerte auf der ganzen Welt und arbeitet auch mit Surround-Sound, erschafft Klanginstallationen mit Elementen der Musique concrète und schreibt Partituren für Ensembles und Orchester. Beim Taktlos lässt Olivia Block das Publikum sowohl mit einem Konzert als auch mit einer Installation in die Klangwelt des Meeres eintauchen. Die Mehrkanal-Komposition «Breach» ist eine immersive Klanginstall-ation, die aus Feldaufnahmen in einem Walschutzgebiet in Baja, Mexiko, in Kombination mit Synthesizerklängen entstanden ist. Im Konzert wiederum werden neue Kompositionen für Klavier, Orgel und Elektronik aufgeführt. Dabei verwandelt sich die Stimme der Künstlerin in Meereswellen, während sie über Themen wie das Vergehen der Tiefenzeit und die Geburt von Bergen unter dem Meer singt.
Freitag, 14.3.25, 21.45 Kunstraum Walcheturm
Le Recueil des Miracles
Louis Schild: Bass
David Meier: Drums
Clara Levy: Violin
Laurent Estoppey: Saxophone
Antoine Läng: Voice/Jew’s Harp
Anne Gillot: Recorders/Bass Clarinet
Laurent Bruttin: Bass Clarinet/ Clarinet/Jew’s Harp
Gaspar Pahud: Sound
Im Projekt «Le Recueil des Miracles» spürt der Musiker Louis Schild dem Mythos der Tarantella nach. Dieser rasende Tanz zu ekstatischer Musik hat seine Tradition im Süden Italiens, wo ihm nachgesagt wird, dass er Frauen von Spinnenbissen zu heilen vermag. Als soziale Trance führt dieses weltlich-rituelle Fest die Gemeinschaft ausserhalb der klerikalen und politischen Autorität zusammen. Schild nimmt dies zum Anlass, diesen süditalienischen Tanz zum Punk, einem anderen transgressiven und politischen Musikgenre, in Beziehung zu setzen.
Dafür bringt er eine Gruppe von Musiker*innen zusammen, um sich dynamisch in diese besondere Ausdrucksform, diese legitime oder ‹verrückte› Befreiung zu stürzen. Sie bilden dabei einen Kreis und spielen sich und das Publikum in Trance.
Freitag, 14.3.25, 23.00 Kunstraum Walcheturm
Alicia Carrera
DJ
Als DJ und visuelle Künstlerin verschlug es Alicia Carrera von Galizien nach Berlin, wo sie ihr eigenes Plattenlabel LíO press gründete und dort unter anderem als Resident im Sameheads Club sowie in Clubs diverser Städte und Länder auflegt. Neben Platten sammelt sie auch VHS-Kassetten und kuratiert Events mit feinem Gespür für die Stimmung und Atmosphäre eines Abends. In ihren Sets treffen der Charme des frühen Chicago House auf die überschäumende Phantasie des Cyberdelic Techno, die rhythmische Direktheit des New Beat und New Wave auf eine besondere Vorliebe für unkonventionelle Melodien. Ihre Mixes für namhafte Radios wie NTS, Noods oder LYL werden für die sorgfältige Zusammenstellung von psychedelischen Soundscapes und verborgenen Juwelen abseits des Mainstreams geschätzt.
Samstag, 15.3.25, 20.00 Kunstraum Walcheturm
Contagious verbindet experimentelle Avantgarde mit elektronischer Musik. Intensive Improvisationen verdichten sich dräuende Klangwolken und apokalyptisch wummernde Drones. Andrea Neumann wendet auf ihrem selbst entwickelten, transportablen Inside Piano Feedback-Prozesse auf einfache Klaviersaiten an und schickt sie manchmal weiter an Mieko Suzukis Processing Rig, die ihre eigenen vorher aufgenommenen Klänge und ihre Fähigkeiten an den Turntables einsetzt, während Sabine Ercklentzʼ Trompetensounds durch dasselbe Processing-System schießen. Gemeinsam kommunizieren die drei Musikerinnen in kompositorischen Logiken und futuristischen Strukturen, in denen fragile Klangtexturen und -impulse monumental werden.
Sabine Ercklentz: Trumpet/Processing
Andrea Neumann: Inside Piano/Prepared Mixer
Mieko Suzuki: Electronics/Turntables
contagious
Samstag, 15.3.25, 21.15 Kunstraum Walcheturm
Roméo Poirier
Electronics
Der in Brüssel lebende Musiker, Fotograf und Rettungsschwimmer Roméo Poirier macht elektro-akustische Musik, die sich oft auf das Element Wasser bezieht. Seine Debüt-EP war der Soundtrack zu vier von Poiriers Lieblingsschwimmbädern, die Nachfolge-EP eine Ode an acht griechische Strände und Hotel Nota (2020) eine Liebeserklärung an das Angeschwemmtsein an einem leeren Strand. Beim Album Living Room (2022) wiederum hat Poirier Sounds mittels Hydrophon in seiner Badewanne aufgenommen. Mit subaquatischen Fieldrecordings und Loops schafft er unaufdringliche Musik, die durchaus als ‹Musique d’ameublement› (Eric Satie) funktionieren könnte und dennoch bei genauerem Hinhören immer wieder mit humorvollen Wendungen und ungewöhnlichen Klängen überrascht.
Samstag, 15.3.25, 22.15 Kunstraum Walcheturm
Dominic Landolt: Guitar/FX
Ramon Landolt: Synths/Sampling
Mario Hänni: Drums/FX
Trio Heinz Herbert
Seit über einer Dekade tüfteln Dominic Landolt (E-Gitarre), Ramon Landolt (Synthesizer) und Mario Hänni (Schlagzeug) an neuen Sounds und Klangkonstellationen. Die Energie und Wendigkeit einer Trio-Formation trifft auf höchste Experimentierfreude und eine fast schon naturwissenschaftliche Präzision in der Arbeit mit feinsten Klangelementen. Atomare Kohäsionskräfte verbinden scheinbare Gegensätze zu Klangwolken und hyperrealen Illusionen. Rhythmen industrieller Produktion werden bis ins Ekstatische beschleunigt, um sich plötzlich in eine ruhende Gestalt zu verwandeln. Die
Fender Jazzmaster flickert und singt, der Kurzweil-Synthesizer setzt melancholische Akkorde in den Raum, das Schlagzeug umspielt sequenzierte Samples. Organisches trifft auf Synthetisches, Analoges auf Digitales, musikalische Abstraktion auf stimmungsvolle Nahbarkeit.
Samstag, 15.3.25, 23.30 Kunstraum Walcheturm
Authentically Plastic
DJ/Producer
Entgegen einem eurozentrischen Konzept des*der Künstler*in als allwissendem Genie verlässt sich Authentically Plastic verlässlich auf den Zufall als kreatives Prinzip. Der*die Musiker*in und DJ aus Kampala, Uganda, kombiniert sich polyrhythmisch aneinander reibende Beats und raue Sounds zu hypnotischen Tracks. Diese Mischung aus Gqom, Noise, Techno und ugandischen Rhythmen ist durchaus tanzbar, vermag aber auch eine unheimliche Mischung aus Begeisterung und Schrecken hervorzubringen. Mit dem feinen Gespür eine*r Architekt*in schafft Authentically Plastic cineastische Soundscapes voller Spannung, die zwischen Afrofuturismus und Dystopie mäandern. Innerhalb eines immer repressiveren politischen Systems handelt es sich dabei durchaus auch um queerfeministischen Aktivismus.
Sonntag, 16.3.25, 16.00 Kunstraum Walcheturm
Gerry Hemingway -
Earl Howard Duo
Gerry Hemingway: Drums/Percussion/Voice
Earl Howard: Synthesizer/Saxophones
Sie gehören beide mittlerweile zu den Urgesteinen der New Yorker Improv-Szene: Obschon die zwei Individualisten Gerry Hemingway und Earl Howard jeweils eine eigene Solokarriere aufgebaut haben und in verschiedensten Formationen unterwegs sind, reicht ihre Zusammen-arbeit als Duo bis in die 1980er Jahre zurück. Der Schlagzeuger und Komponist Gerry Hemingway kreiert und spielt seit den 1970er Jahren Solo- und Ensemble-Musik. Ebenfalls seit über fünfzig Jahren im Geschäft ist Earl Howard, der das riesige Soundspektrum des Synthesizers mit einer unstillbaren Neugierde erkundet und gelegentlich auch zum Saxofon greift. Mit Elementen aus Neuer Musik, Improvisation, Free Jazz und elektronischer Musik gelingt es ihnen, das Publikum in einen Sog fantastischer Gegenwart zu ziehen.
Sonntag, 16.3.25, 17.15 Kunstraum Walcheturm
Electric Indigo
DJ
Als DJ, Komponistin und Musikerin steht Electric Indigo für eine intelligente und differenzierte Interpretation von Techno und elektronischer Musik. Sie begann ihre DJ-Karriere 1989 in Wien, arbeitete in den 1990er Jahren im legendären Hard-Wax-Plattenladen in Berlin und setzte sich schon früh mit Organisationen wie dem transnationalen Netzwerk female:pressure für mehr Sichtbarkeit von FLINTA* in der Techno-Szene ein. In ihren Kompositionen und Live-Performances legt sie Wert auf die räumliche Platzierung und präzise Strukturierung subtil ausgearbeiteter Klänge, die oft mit Granularsynthese erzeugt werden. In ihrem neuesten Album Ferrum (2020) arrangiert sie Aufnahmen verschiedenster metallener Objekte zu dichten Kompositionen, die brutale, schleifende Texturen mit einer binauralen Dreidimensionalität kontrastieren.